Vincent Bach wurde 1890 als Vincenz Schrotenbach in Baden bei Wien geboren. Er wuchs in einem Haushalt auf, in dem Gesangs- und Theaterproduktionen zu den regelmäßigen Freizeitaktivitäten zählten. Mit sechs Jahren begann er Geigenunterricht zu nehmen. Doch bald schon schwänzte er den Unterricht und hörte schließlich ganz damit auf. Als Grund nannte er: „Wenn ich den Bogen falsch hielt, bekam ich den schweren Rohrstock des Lehrers auf meiner Hand zu spüren.“
Nach dem Besuch eines grandiosen Auftritts des Wiener Tonkünstler-Orchesters war der junge Vincenz Schrotenbach von der Trompete begeistert. Zu dieser Zeit hatte seine Mutter erneut geheiratet und sein neuer Stiefvater hatte ein schlechtes Bild von der Musik, weil er Musiker für „Faulenzer“ hielt, die „sich nur eine schöne Zeit machen wollen.“ Unbeirrt davon sparte Vincenz sein Essensgeld, kaufte eine gebrauchte Trompete und begann in einem nahe gelegenen Raum außer Hörweite seines missbilligenden Stiefvaters zu üben. Das Talent des jungen Mannes war unüberhörbar und bald nahm er Unterricht bei dem legendären Georg Stellwagen, einem Solo-Trompeter des Tonkünstler-Orchesters. Im jugendlichen Alter von 15 Jahren meldete er sich — auf Drängen seines Stiefvaters — an der Wiener Maschinenbauschule an.
Nach seinem Abschluss im Jahr 1911 nahm Vincenz Schrotenbach einen Job als Ingenieur in der Entwicklung von Aufzügen und Liften an. Allerdings spielte er drei bis vier Nächte pro Woche bei Gesellschaften und in Clubs in Wien. Als ihn eines Tages ein englischer Opernhaus-Direktor hörte und ihm daraufhin die Bezahlung einer Konzertreise anbot, kündigte er seinen Job und trat bald in ganz Europa auf. Auf den Vorschlag dieses Operndirektors hin änderte Vincenz Schrotenbach seinen Künstlernamen zu Vincent Bach. Einer seiner ersten Auftritte war in einer Tiershow. Während er darauf wartete auf die Bühne zu gehen, stieß er versehentlich gegen den Käfig eines Alligators und wurde durch eines der Tiere gebissen. Trotz dieses Unfalls führte Vincent den Auftritt dennoch durch.
Vincent Bach kam mit nur 5 $ in seinen Taschen nach New York City
1914 stellte ein einschneidendes Jahr in Bachs Leben dar. Zu jener Zeit trat er in England auf, als der Erste Weltkrieg ausbrach. Als österreichischer Staatsbürger war es ihm nun nicht mehr möglich England zu verlassen und ebenso riskierte er eine lange Inhaftierung, da er nun als Feind des Landes betrachtet wurde. Um einer Verhaftung zu entkommen, täuschte er eine schwedische Staatsbürgerschaft vor. So schaffte es Bach an Bord eines Schiffs nach New York City.
Angekommen mit nur 5 $ in der Tasche fand er schnell eine Anstellung als Musiker: zuerst beim Oscar Hammerstein's Lexington Opera House und später beim Boston Symphony Orchestra und dem Diaghilev Ballet Orchestra an der Metropolitan Opera. Im Jahr 1917, als auch die USA in den Ersten Weltkrieg eintraten, wurde Bach als Kapellmeister in das 306. Feldartillerie-Regiment eingezogen. Dort hatte Vincent trotz allem viel freie Zeit, die er dazu nutzte, um mit dem Bau und der Verbesserung von Mundstücken zu experimentieren.
Ein Jahr zuvor hatte ein Handwerker in Pittsburgh beim Entfernen einer Delle versehentlich Bachs Lieblingsmundstück beschädigt. Bach verbrachte die nächsten 12 Monate mit dem Versuch den Schaden selbst zu beheben. So bekam er ein Gefühl dafür, wie das Verhältnis zwischen Bohrung, Kesselgröße und Randform beschaffen sein musste. Er überzeugte schließlich die Verantwortlichen des Selmer Stores in New York davon, ihn ihre Drehmaschine verwenden zu lassen. So begann er mit der Herstellung von ein paar Mundstücken. Eines davon erhöhte seinen Tonumfang um eine reine Quinte. Als einige Musiker mitbekamen, dass es durch dieses Mundstück möglich war, ein hohes F zu treffen, wurde Vincent Bach sprichwörtlich mit Bestellungen dieser Mundstücke überflutet.