Ich wollte immer gut klingen, was manchmal schwierig war auf diesen Reisen, wenn man an fremden Sets saß, die noch nie in das Vergnügen eines Stimmschlüssels gekommen waren. Meistens habe ich es dennoch geschafft. Zumindest wenn man den Komplimenten glaubt, die ich im Laufe meiner Karriere bekommen habe. Mein Sound war immer ein großer Bestandteil dieser.
In all diesen Jahren hat mich immer gewundert, warum sich so viele Schlagzeuger so wenig um ihren Sound kümmern.
Dabei ist Sound, gerade in den letzten Jahren, einer, meiner Meinung nach, wichtigsten Bestandteile unserer Musiklandschaft geworden, da melodisch und rhythmisch schon fast alles abgearbeitet ist.
Erstaunlicherweise ist der Sound immer noch ein viel zu wenig beachtetes Gut bei Drummern. Dabei zeichnet er alle grossen Drummer neben ihren spielerischen Fähigkeiten extrem aus.
z.B.: John Bonham, Stewart Copeland, Steve Gadd, Mark Guiliana, Elvin Jones, nur um ein paar zu nennen.
Viele Drummer streben ihren Helden nach, indem sie sich das selbe Equipment kaufen, vergessen aber dabei, dass das viel Arbeit, Know-How, Technik, Spielgefühl, Wissen und Vision beinhaltet und klingen am Ende nur wie eine billige Imitation.
Austauschbar und ohne eigene Stimme.
Dabei ist es diese eigene Stimme, die uns einmalig macht.“
Ich durfte in meiner Karriere einige Touren und Gigs mit allem erdenkbaren Luxus spielen, aber der Alltag des „normalen“ Drummers, sieht eben meist anders aus.
Kleine Clubs, kein eigener Mischer, fremde Anlagen, kurze Soundcheck-Zeiten.
Keine Roadies, die einem nach jedem Song eine neue Snare anreichen, keine beständigen Umstände.
Um in diesem Umfeld gut zu klingen, muss man sein Equipment im Griff haben, damit man dem Idealfall zumindest so nahe wie möglich kommt und mit wenigen Handgriffen sein Drumset jeder Umgebung und Verwendung/Stil anpassen kann. Dabei kommt es nicht darauf an, wie teuer das Set ist. Auch die besten Sets klingen nicht gut, wenn man damit nicht umgehen kann.
Wenig Bearbeitung durch digitale Effekte, oder externe Faktoren, sondern volle Kontrolle durch sich selbst.
Ich bestimme, wie ich klinge.
Das gelingt vielleicht nicht immer, aber man kann sich diesem Idealfall annähern.
Was braucht man dafür?
Inspiration — Motivation — Vision. Die großen drei!
Meine Inspiration erhalte ich von Musik und meinen Drum-Heroes. Das wiederum motiviert mich, um auf die Suche zu gehen.
Auf dieser Suche entsteht meine eigene Vision: Diese bestimmt mein ICH.
Wie ich spiele, wie ich klinge und wie ich meine eigen Stimme entwickele.
Mittlerweile weiß ich ziemlich genau, wie ich klingen will. Ich weiß aber auch, dass ich bestimmte Voraussetzungen schaffen muss, sodass mich auch jeder Sound-Engineer gut klingen lassen kann.
Ich liebe es, meine Sound pro Lied zu verändern.
Deshalb habe ich immer eine Tasche dabei mit Gaffa, Außendämpfer, extra Becken, Rasseln, Fellen, Tüchern usw.
Aber der Schlüssel ist das Tuning und das eigene Spiel damit all diese Extras auch funktionieren. Beispiel Bass Drum:
Seit mehr als 20 Jahren schwöre ich auf ein geschlossenes Resonanzfell auf der Bassdrum.
(By the way spiele ich damit so ziemlich alle Stile)
Die Mischer lieben es!
Ich baue mir immer selbst ein Mikrofon in die Bassdrum ein, um dadurch keine Außengeräusche aufzufangen.
Meist verwende ich einfache Haltesysteme und bohre ein Loch in den Kessel, oder gehe durch das Lüftungsloch mit dem Kabel nach draußen.
Ein Audix D6 erfüllt alle Wünsche und sorgt für glänzende Augen der Mischer.
Ich spiele kleine Bassdrums, die sind direkter und stehen dem Bassisten nicht im (Frequenz-)Weg auf der Bühne.
Nach draußen hin, ist damit aber Alles möglich.
Dieses System hat einen für mich entscheidenden Vorteil.
Ich kann lange und kurze Töne auf meiner Bassdrum spielen und meinen Sound durch meine Fußtechnik selbst bestimmen.
(Die Technik kann man allerdings nicht kaufen.)
Punchy, wenn ich den Schläger ins Fell drücke (was beim Soundcheck immer besser ist, da sonst sofort ein Gate darauf gepackt wird)
Offen, lang und tief, wenn ich den Schläger loslasse.
Meist ist meine Bassdrum völlig ungedämpft.
Als Ausgleich dafür verwende ich aber auch als Resonanzfell meist ein gedämpftes Schlagfell z.B. Remo Powersonic coated (meine Geheimwaffe als Resonanzfell).
Macht den Sound sehr rund und bei tiefer Stimmung entsteht dadurch ein enormes Low End. Nur mit ein paar Drehungen der Stimmschrauben kann ich den Klang meiner Bassdrum extrem verändern.
Das funktioniert übrigens auch fantastisch im Studio mit einem extra Mikrofon vor dem
geschlossenem Reso-Fell. Beim Mix sind zwei Signale (innen und außen, von einander gut getrennt) Gold wert.
Heutzutage gibt es kaum noch „schlechte“ Schlagzeuge.
Alles ist eine Frage des Geschmacks und wie sich das eigene Spiel auf verschiedenen Sets anfühlt. Manche Sets haben mehr Low, manche mehr Punch usw., trotzdem kann man vieles durch richtige Felle und Tuning beeinflussen oder ausbessern.
Neben dem Klang ist aber noch eine Sache entscheidend: das Gefühl. Man spürt das sehr gut bei Becken.
Manche fühlen sich einfach so weich wie Butter an und manche nehmen die Schwingungen nicht angenehm auf. Dieses Gefühl ist aber immer persönlich.
Bei Trommeln verhält es sich eigentlich genau so.
Jede Stimmung fühlt sich anders an, Größe und Tiefe, Felle und Spieltechnik werden jetzt entscheidend.
Das Tuning sollte zu den Kesselgrößen passen, dazu die Felle zum eigenen Sti, usw. Am Ende spielt alles zusammen.
Ich habe mittlerweile beinahe alle Marken gespielt und ausprobiert.
Das eine funktionierte für mich mehr als das andere, trotzdem blieb ich immer auf der Suche.
Oft wundert es mich, warum wir Schlagzeuger so wenig Liebe zum Detail in unser Equipment stecken.
Gebt mal einem Gitarristen eine andere Gitarre für nur ein Lied in die Hand: das Gejammer wird groß sein. Wir nehmen vieles hin. Bequemlichkeit?
Aber schaut euch mal auf Youtube eure Helden an, wie die über ihr Equipment reden, über ihre Suche nach dem perfekten Pedal oder Beckenständer.
Peter Erskine ist zu DW gewechselt, weil DW die Beckenständer baute, die er suchte. Die Aufnahme wo Vinnie Colaiuta bei Paiste zum ersten mal seine neue Signature Serie testet und voller Begeisterung und Freude seinen Stick fallen lässt.
Love and Passion.
Diese Liebe fürs Detail ist bei mir sehr ausgeprägt und nach vielen Jahren werde ich immer konkreter in meinen Vorstellungen.
Diesen persönlichen Vorstellungen wird Gretsch mit Abstand am gerechtesten.
Vom Spielgefühl, das es mir gibt, bis eben zu dieser Liebe fürs Detail, die man bei jedem Schlag spürt.
Ausgewogen nach oben und unten, nicht zu laut, rund im Klang, ausdrucksvoll, wunderschön und enorm flexibel und verlässlich.
Legendär!
Gretsch has it all!
Zur Person:
Bernhard Weichinger wurde in Salzburg, Österreich geboren. Seine ersten Schritte als Drummer machte er in lokalen Bands, danach ging er an das American Institute of Music nach Wien und unterrichtete dort auch nach seiner Ausbildung am selben Institut.
Der nächste Schritt war sein Jazzstudium in den Niederlanden an der Hochschule von Amsterdam. Dort startete er seine professionelle Laufbahn als Schlagzeuger und Dozent.15 Jahre lebte und arbeitete Bernhard Weichinger in Amsterdam, bevor er aus familiären Gründen nach Deutschland kam.
Neben zahlreichen Projekten, Fernseh- und Film-Produktionen, Tourneen in u.a. Asien, Amerika, Südamerika und Europa unterrichtet er mittlerweile seit sechs Jahren als Dozent an der Hochschule in Hannover.