VINCENT BACH: FABRIKBESUCH IN ELKHART

EIN BERICHT VON DAVID LEVY-GOURDET

INCENT BACH: Besuch der Fabrik in Elkhart

INDIANA, USA

Sonntag, der 31. Juli 2016


Nizza/Amsterda, Amsterdam/Chicago, Frank (Haesevoets, Anm. d. Red.) und ich fliegen in die USA für unsere Reportage über die Herstellung der CONN-SELMER Instrumente.

Am Flughafen in Chicago angekommen, treffen wir unsere italienischen Kollegen Simona (Roveda, Anm. d. Red.) und Alessandro (Ciuffa, Anm. d. Red.) von GEWA med.

Auf der Fahrt zur Fabrikbesichtigung nach Elkhart fahren wir zunächst durch die Straßen der Innenstadt Chicagos. Die Stadt verlassen, liegt neben uns der größte Süßgewässer der Vereinigten Staaten und der fünft größte See der Welt: Der riesige Lake Michigan.

Die Landschaft besteht aus Maisfeldern soweit das Auge reicht, alten Farmen und Ziegeleien, wie in dem amerikanischen Filmen der 30er Jahre. Die ländliche Umgebung ist ein richtiger Kontrast, blickt man auf die Metropole Chicago.

Am Abend erreich wir schließlich Elkhart. Das Zentrum der Herstellung von Blasinstrumenten in den USA.

Seit 2008 und der einhergehenden Weltwirtschaftskrise, wurde die Produktion vieler amerikanischer Blasinstrumentenmarken, aber auch die vieler ausländischer Brands, verlegt bzw. sie fanden woanders ihr neues Zuhause. Conn-Selmer jedoch entschied sich zu bleiben.

Um nach der Krise stärker zu sein, konzentrierte man sich auf die Restrukturierung der Arbeitsabläufe und die Verbesserung der Produktqualität.


Montag, der 01. August 2016


Bald entdecken wir die Geburtsstätte der BACH Instrumente. Vom ersten Moment an fühlen wir die familiäre Atmosphäre aus Zuversicht und Fröhlichkeit, trotz der Qualitäts- und Unternehmensziele.

Was uns überrascht, ist die Bedeutung der Menschen an den Maschinen. Trotz ihrer hohen Zahl dominiert die Anwesenheit von menschlicher Arbeitskräfte.

Hier in Elkhart ist hauptsächlich die Produktion der Premiummarke Vincent Bach.

Der Rohstoff Metall kommt in langen Messingröhren- und rollen aus einer externen Fabrik.

Spezialmaschinen verwandeln mithilfe eines Mitarbeiters, die langen Röhren in zukünftige Mundrohre.

Jedes Rohr wird durch eine enge Form gezogen und dadurch gestreckt. Dies wird solang wiederholt bis die gewünschte Dicke erreicht ist. Es entscheidet auch, ob entweder ML- oder L-Bohrung produziert wird.

Ich glaube, dass das mit viel Herzblut gefertigt wird.

Es ist ein wahnsinns Unterschied von Hand auf einen 100 Jahre alten Amboss, der auf einem ebenso alten Holzstamm steht zu hämmern, als dies von Maschinen tun zu lassen.

Alchemie ist das Betriebsgeheimnis: Die Schallstücke werden in verschiedenen Phasen erhitzt und wieder abgekühlt, anschließend in unterschiedliche Bäder gelegt, damit die Moleküle im Metall sich neu anordnen, um so ihr volles akustisches Potential auszuschöpfen.


Wir durchqueren nun die Polierwerkstatt, in der die Instrumententeile zum Glänzen gebracht werden.

In der Endmontage sind wir von der Präzision und der Geschwindigkeit der Arbeiter beeindruckt.

Hier werden alle fertig bearbeiteten Metallteile zusammengesetzt zu einem Musikinstrument.

Insgesamt ca. 750 Menschen arbeiten in den Fabriken von Conn-Selmer.

Jedes Instrument wird 20 Minuten lang unter neutraler Raumakustik von Musikern geprüft.


Das Archiv von Vincent Bach


Die Fabriktour geht weiter an einem Ort, zu dem nur wenige Personen Zugang haben: Das Archiv...

In einem hohen Schrank mit mehreren flachen Schubladen lagern die Kopien der Originalzeichnungen von Vincent Bach.

Man muss sich diese akribische Arbeit des Ingenieurs und Musikers einmal vorstellen. Alle seine Entwürfe sind Punkt für Punkt beschrieben und dadurch von unschätzbarem Wert.

Dachte er beim Zeichnen schon an das Erbe für die zukünftigen Generationen?

Der Hüter des Schatzes ist Tedd Waggoner. Er sagt uns, dass er in seinen 40 Dienstjahren immer Perfektion angestrebt hat. Doch eines Tages, als er noch ein junger Lehrling war das Archiv von der Auflösung wegen Platzmangels bedroht. So benutzte er einen Vorwand, um dies zu verhindern!

Er teilt uns mit, dass er und sein Team sich immer wieder inspirieren lassen. Die Produktion neuer Modelle wie der Chicago, Philadelphia, der LR190-43B aber auch die Commercial wurden mit namhaften Musikern wie seinem Freund Tom „Bones“ Malone (Blues Brothers), Charlie Vernon vom Chicago Symphony Orchestra oder Roger Blackburn vom Philadelphia Orchestra entwickelt.

Teddy gibt sogar zu, dass die Anzahl der Baupläne im Archiv noch nicht ausgeschöpft ist. Unglaublich!


Tedd Waggoner ist eine Persönlichkeit mit einer wahren Geschichte.

Gemeinsam mit seinen jüngeren Kollegen will er in enger Zusammenarbeit weitere Versuche und Entwürfe gestalten für neue Produkte...


CONN-SELMER: Besuch der Fabrik in Eastlake

(Ohio,USA)

Dienstag, der 02. August 2016


Aufbruch im Morgengrauen. Wir verbringen den ganzen Vormittag mit der Fahr gen Osten in Richtung Cleveland. Gegen Mittag erreich wir endlich die Fabrik von Conn-Selmer in Eastlake. Direkt am Eriesee, viertgrößten der fünf Großen Seen.

In diesen Hallen werden alle HOLTON, KING und CONN Instrumente (außer Posaunen) gefertigt.

Im Gebäude angekommen treffen wir Hans Clebsch, Hornist im Cleveland Orchestra, der das neue CONN 8D testet.

Eastlake produziert alle „lowest range instruments“, wie sie die Amerikaner nennen. Das sind z.B. das Euphonium oder das Sousaphone.

Alle Schülerinstrumente, das gesamte tiefe Blech wie Sousaphone oder Euphonien werden von Mitarbeitern an speziellen Maschinen „Made in USA“ gebaut. Es wirkt fast so, als ob die Mitarbeiter hier genau so kräftig gebaut sind wie die Instrumente, die sie bauen. Man spürt die Kraft die dahinter steckt, um eines dieser großen Instrumente herzustellen. Sie scheint im Vergleich zur Fabrik in Elkhart physischer zu sein.

In der Fabrik herrscht ein intensiver Geruch von Öl, geschmolzenem Metall und ein hoher Geräuschpegel der Werkzeuge, die das Metall bearbeiten.

Alles hier scheint größer zu sein.

Wir haben schnell bemerkt, dass die einzelnen Bereich die mit Instrumenten von CONN, KING und HOLTON zu tun haben ein besonderes Know-how haben. Sie verwenden unterschiedliche Techniken, Materialien und andere Legierungen, die die Identität und Verschiedenheit der einzelnen Marken wahrt, obwohl alles unter einem Dach hergestellt wird.


Nach einem guten Essen mit dem Personalchef der Fabrik, fuhren wir ans Ufer des Eriesees für einen Spaziergang, um über unsere Eindrücke zu diskutieren. Ein unvergesslicher Tag mit einem wunderbaren Sonnenuntergang mit Blick auf Kanada.


CHICAGO : Das Ende unserer Reise


Mittwoch, der 03. August 2016


"Es sind 106 Meilen nach Chicago, wir haben genug Benzin im Tank, 'n halbes Päckchen Zigaretten, es ist dunkel, und wir tragen Sonnenbrillen!"

Das berühmte Filmzitat aus dem Kultfilm „The Blues Brothers“ hallt in meinem Kopf wider, als wir nach Chicago zurückkehren.

Vor uns der Trump Tower, dahinter das mehr als 300m hohe John Hancock Center mit einer Blues-Bar ganz oben.

Wir überkehren den Millenium Park, in dem der Jay Pritzker Pavillion und das Cloud Gate zu sehen sind. Die Probe eines Orchesters findet gerade dort statt und wir können die hervorragende Akustik des Ortes genießen.


Am Abend sind wir nach Kingston Mines gegangen. Einem der berühmtesten Blues Clubs der Stadt, um Vance Kelly und die Backstreet Bluesband, Corey Dennison alias „The bulldog“ sowie die Chicago All Stars zu hören. Bei letzterer spielte der Posaunist, wie kann es auch anders sein, natürlich eine 16er Bach Posaune.

Am nächsten Tag ist es schon wieder Zeit abzureisen. „Den Kopf voller Lieder und das Herz voller Erinnerungen“, wie einst ein Dichter sagte.


Good Bye Chicago!

Texte: David Levy-Gourdet, Übersetzung: Christian Konnerth
Photos: Frank Haesevoets, David Levy-Gourdet
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