Bachs Nummerierungssystem entmystifizierte die Mundstückauswahl
Im Jahr 1919 mietete Bach sich ein kleines Zimmer in der 204E 85th New York, kaufte sich eine Drehmaschine für 300 $ und begann zwischen seinen Auftritten ein Mundstück am Tag herzustellen. Seine wichtigste Neuerung bestand darin, eine komplette Serie von Mundstücken zu entwickeln, die auf einer logischen Nummerierung der Kessel- und Bohrungsgrößen basiert. In der Vergangenheit war es üblich, Mundstücke unter dem Namen eines Künstlers zu vermarkten. Bachs Nummerierungssystem entmystifizierte damit die Mundstückauswahl. Noch heute ist dieses System im Einsatz bei den gängigen Modellen wie dem 7C und 3C.
Nachdem Bach seine Mundstücke an alle seine Bekannte verkauft hatte, sank die Nachfrage rapide. Kaum noch fähig, seine Miete zu bezahlen, schaltete er in der „Metronome“, dem führenden Musik-Magazin der damaligen Zeit, eine Anzeige mit dem Titel „How to Become a Wizard on the Cornet Without Practicing“ (Wie man auf dem Kornett zaubert ohne zu üben). Dadurch trat Bach erneut einen Ansturm an Bestellungen seiner Mundstücke los. Bach konnte nun sogar zwei zusätzliche Arbeitskräfte einstellen, um die Produktpalette zu erweitern. Seine Konzerttätigkeit gab er nun auf, um sich voll und ganz auf sein neues Geschäft konzentrieren zu können.
"When You Go Bach, You Go Forward."
Im Jahr 1922 begann die Herstellung der Bach Trompeten. Die meisten der heutigen Trompeten sind in B gestimmt, aber ein großer Teil der klassischen Literatur wurde ursprünglich für Trompeten in C oder D geschrieben. So begann Bach diese weniger verwendeten Instrumente zu bauen und bald schon wurde seine kleine Fabrik ein Paradies für Bläser, die Instrumente für spezielle Anforderungen benötigten. Für Musiker, die nur ein- oder zweimal im Jahr eines dieser Instrumente brauchten und sich dieses nicht leisten konnten, entwickelte er ein spezielles Mietprogramm. Von da an erweiterte er nach und nach sein Trompetenprogramm zu einer kompletten Serie. Im Jahr 1928 begann er außerdem mit dem Bau von Posaunen. Nachdem zahlreiche Musiker seine Instrumente als die "Stradivarius" der Trompeten bezeichneten, hatte er die Weitsicht "Stradivarius" als Marke für sich zu schützen, was heute noch Bestand hat. Er prägte auch den Slogan: "When You Go Bach, You Go Forward."
Mit mittlerweile vier Einrichtungen in New York City zog Bach 1953 seine Produktion in ein neu errichtetes Werk nach Mount Vernon um. Es war seinerzeit eine der modernsten und am besten ausgestatteten Fabriken für Blechblasinstrumente und Mundstücke in den USA.
Auf dem Höhepunkt der Produktion beschäftigte Bach 35 Arbeiter. Der Großteil der Instrumente wurde auf Bestellung gebaut. Anfang der 1960ger Jahre begann Vincent Bach über seinen Ruhestand Nachzudenken, sein Gehör ließ immer mehr nach und die tägliche Belastung des Geschäfts zermürbte ihn. Da er keinen Erben hatte, der die Firma fortführen konnte, bot er das Unternehmen im Jahr 1961 im Alter von 71 Jahren zum Verkauf an. Den Berichten der Selmer Company zufolge boten diese zwar nicht das meiste Geld, doch Bach fühlte, dass hier sein Vermächtnis am besten gehütet werden würde. Vor der Übernahme von Bach war Selmer primär ein Holzblasinstrumentenhersteller. Henri und Alexandre Selmer waren beide versierter Klarinettisten und begannen 1885 mit dem Bau von Klarinetten und deren Mundstücken in Frankreich. Alexandre Selmer war 1905 zunächst erster Klarinettist des New York Philharmonic Orchestra. Nach seiner Auswanderung in die USA richtete er sich ein Büro in New York ein, um die Instrumente seines Bruders aus Frankreich zu vertreiben. Als er im Jahre 1910 nach Paris zurückkehrte, erhielt er die Vertriebsrechte für die Selmer Produkte in den USA sowie George Bundy die Rechte an der Marke Selmer um damit die „The Selmer Company“ zu gründen.